Christian Stadler über Buskommunikation

Kannst du dir etwas unter dem Begriff „Buskommunikation“ vorstellen? In dieser Ausgabe von #TalkNerdyToMe erzählt uns Christian Stadler mehr zu diesem Thema.
Kannst du uns deine Position und deinen Bereich kurz vorstellen?
Mein Name ist Christian Stadler und ich bin Product Owner für das Thema Fahrzeugkommunikation/Busvernetzung in dem Projekt HCP1 bei Bosch in Wien. HCP steht für High Performance Computing Platform. Das ist ein Zentralsteuergerät, das in unserem Fall den Antrieb und das Fahrwerk von einem Fahrzeug koordiniert. In bisherigen Fahrzeugkonzepten hatte man in einem Auto bis zu 100 verschiedene Steuergeräte. Die Funktionen waren sehr breit über die verschiedenen Steuergeräte verteilt, sodass die Komplexität nicht mehr einfach beherrschbar war. Musste etwas an einem Gerät verändert werden, dann konnte das zu Querwirkungen in anderen Steuergeräten führen, welche dann synchron in das Zielfahrzeug integriert werden mussten. Deswegen geht der Trend in Richtung Zentralisierung und das ist auch der große Vorteil der neuen Fahrzeug-Architektur, in der unsere HCP eingesetzt wird.
Kannst du uns das Thema Buskommunikation in eigenen Worten zusammenfassen?
In heutigen Fahrzeugen gibt es sehr viele Informationen, die zu verarbeiten sind, und dementsprechend verschiedene Steuergeräte. Ein Bremsensteuergerät kümmert sich um das Bremsen und ermittelt die Fahrzeuggeschwindigkeit; ein Motorsteuergerät hingegen steuert den Motor an, und sorgt dafür, dass das Fahrzeug angetrieben wird. Diese Steuergeräte brauchen für ihre Funktionen Informationen von anderen Steuergeräten und Sensoren. Die Aufgabe in der Busvernetzung ist es, diese Informationen unter den verschiedenen Steuergeräten auszutauschen.
Warum ist das Thema für die Zukunft wichtig?
Das Thema ist für die Zukunft wichtig, weil immer mehr und mehr Features und Fahrassistenzsysteme in ein Fahrzeug eingebaut werden, wie zum Beispiel autonomes Fahren. Um autonomes Fahren zu ermöglichen, sind umfangreiche Sensorinformationen erforderlich. Diese müssen unter einem hohen Sicherheitsaspekt übertragen werden, um aus den berechneten Daten Befehle für das Auto erzeugen zu können.
Wie schaut dein Arbeitsalltag aus?
Mein Aufgabenbereich umfasst die Analyse der Kundenanforderungen, die Erstellung von Konzepten zur Lösung technischer Probleme und die Überlegung, wie diese Anforderungen technisch umgesetzt werden können. Zusätzlich unterstütze ich meine Kolleg*innen bei technischen Fragen, wie beispielsweise bei Fehlanalysen, um sicherzustellen, dass wir unseren Kunden den bestmöglichen Service bieten können. Außerdem bin ich auch für die Erstellung technischer Angebote verantwortlich und stelle unseren Sales Kolleg*innen die Informationen über unsere Leistungen und deren technischen Hintergrund zur Verfügung.
Was muss man konkret für deinen Job können?
Generell braucht man gutes technisches Verständnis. Bei uns geht es um Softwareentwicklung, das heißt Programmiersprachen (speziell C) sollte man können. Unser Steuergerät ist ein Echtzeit Multicore-System, d.h. Kenntnisse in diesem Bereich sind auch sehr hilfreich, um die komplexen Timing Anforderungen zu verstehen bzw. Funktionen in diesem Kontext zu entwickeln. Idealerweise beherrscht man auch die eine oder andere Skriptsprache. Auch Soft Skills wie Verhandeln, Präsentieren, offenes Kommunizieren und Überzeugen sind von Vorteil. Wichtig ist zudem, dass man komplexe Zusammenhänge zielgruppenorientiert erklären kann. Man sollte sich in die Lage einer anderen Person versetzen können und sich überlegen, welchen Wissensstand dein Gegenüber hat, welche Erfahrungen er oder sie mitbringt und dann darauf eingehen. Wenn man diese Mischung aus technischem und menschlichem Verständnis mitbringt, kann man es weit bringen.
Wie ist es dazu gekommen, dass du in diesem Bereich Fuß gefasst hast?
Nach meinem Abschluss auf der HTL Hollabrunn habe ich bei Bosch als Softwareentwickler im Bereich Vernetzung für Motorsteuergeräte gestartet und bin dann zum HCP1 Projektteam gewechselt. Dort habe ich recht bald die Stelle des Prodct Owners im Themenbereich Fahrzeugkommunikation übernommen. Das war für mich die Chance, aus meiner Komfortzone rauszukommen und mich sowohl technisch als auch persönlich weiterzuentwickeln.
Wo siehst du deine persönliche Stärke in deiner Position?
Da ich schon über 20 Jahre in dem Bereich arbeite, habe ich ein sehr breites Wissensspektrum und viel Erfahrung. Und so erkenne ich Optimierungspotenziale in meinem Team schnell. Zudem hilft mir mein gutes, internes Bosch-Netzwerk bei bestimmten Problemen in meiner täglichen Arbeit.
Warum machst du deinen Job gerne und was motiviert dich?
Das ist leicht gesagt. Ich finde, der Job ist sehr abwechslungsreich. Man stellt sich oft vor, dass ein Softwareentwickler im Kämmerchen sitzt, aber so ist es nicht. Was ich gerne mache, sind Problemanalysen. Das ist wie ein Rätsel, das man lösen muss, und wenn man dann die Lösung hat und man etwas Nicht-Funktionierendes wieder gut gemacht hat - das sind die schönsten Momente in meiner Arbeit. Das gibt mir Motivation. Sehr gerne mag ich auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Leuten aus unterschiedlichsten Abteilungen. Ich bin ein echter Teamplayer und finde es echt cool, wenn jedes Teammitglied sein Wissen einbringt. Beim Lösen ist man oft betriebsblind im Sinne von „Ich mache das so und das habe ich immer so gemacht“, aber bei Bosch bringen verschiedenste Leute unterschiedliche Aspekte ein – das finde ich super an dem Job. Es ist also nicht nur der technische Aspekt, sondern auch das Zwischenmenschliche, was mich begeistert.
Hast du einen Appell an unsere Leser*innen?
Man soll, kann und muss sich etwas zutrauen. Auch wenn neue Aufgaben zu Beginn schwierig erscheinen. Wenn man mit Motivation und Engagement an die Sache rangeht, erreicht man schlussendlich ein gewisses Ziel und geht seinen Weg. Und man wächst mit seinen Aufgaben. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.