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Bosch in Österreich
#TalkNerdyToMe

Christina Halvax über agile Arbeitsformen

Eine junge Frau blickt nach oben und zeigt auch mit ihren Händen nach oben

Mit der Serie #TalkNerdyToMe werden wir euch Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen vorstellen und einen Einblick in ihre Arbeit geben. Wir starten mit Christina Halvax, Bosch Training Center Partner in Österreich und Scrum-Master. Viel Spaß beim Lesen!

Christina, du bist eine unserer Expertinnen in Bezug auf „Agiles Arbeiten“. Erzähl uns mehr zu diesem Thema!

Das klassische Projektmanagement stößt bei manchen Aufgabenstellungen an seine Grenzen. Denn dieses ist so aufgebaut, dass in die Tiefe geplant wird - von A bis Z. Dabei werden Arbeitspakete geschnürt, Projektstrukturpläne erarbeitet und die Nutzer werden meist erst relativ spät in das Projekt eingebunden, oftmals erst bei der Produktpräsentation. Dadurch fließt das Nutzerfeedback meist zu spät in das Projekt ein. Neue Arbeitsmethoden bieten eine höhere Flexibilität, mehr Transparenz und ermöglichen eine frühzeitige Einbindung der Nutzer- und Kundenbedürfnisse.

Die sogenannte Stacey Matrix von Ralph Douglas Stacey hilft bei der Wahl der richtigen Methode: man stellt Anforderungen („Was ist das Problem?“) und Umsetzung („Wie löse ich das Problem?“) gegenüber. Sind beide Parameter bekannt, funktioniert klassisches Projektmanagement sehr gut. Sind beide Aspekte unbekannt oder sehr komplex, eignen sich agile Methoden als Herangehensweise.

Du bist Scrum-Master. Was bedeutet der Begriff „Scrum?

Scrum ist eine Form des agilen Projektmanagements und stammt aus der Softwareentwicklung. Es zeichnet sich durch häufige, klare Kommunikation zwischen den Beteiligten, hohe Anpassungsfähigkeit und eine hohe Flexibilität aus. Im Gegensatz zum klassischen Projektmanagement gibt es keinen detaillierten Projektplan am Anfang des Projekts. Man könnte sagen, die Vision ist klar, den Weg dahin muss aber das Team selbst gestalten.

Scrum eignet sich zum Beispiel besonders gut, wenn viele Projektfaktoren nicht bekannt oder nicht planbar sind – also, wenn es noch kein klares Bild über ein Endergebnis gibt. Bei Bosch wird diese Methode unter anderem in den selbstorganisierten Teams eingesetzt.

Damit man sich das besser vorstellen kann: Im Scrum gibt es verschiedene Artefakte, Meetings und Rollen: Anforderungen des Produktes werden in einem sogenannten Product Backlog dokumentiert und priorisiert. Da Scrum ein iteratives Vorgehen ist, ändert sich auch der Product Backlog laufend. In einem Sprint-Backlog werden Aufgaben (User Stories) eingeplant, die das Team im Sprint (=fixer Zeitraum, typischerweise 2 Wochen) erledigen. Der Produkt Owner stellt sicher, dass das richtige Produkt entwickelt wird, definiert die Anforderungen, beantwortet Fragen zu den Anforderungen und stellt sicher, dass die richtigen Funktionalitäten zum passenden Zeitpunkt geliefert werden (Priorisierung).

Das Entwicklungsteam ist für die selbstorganisierte Umsetzung der Anforderungen verantwortlich. Dabei wird das Team von einem Scrum Master unterstützt. Dieser hilft dem Team, dass das Framework durchgeführt und eingehalten wird, agiert als Moderator und versucht Barrieren und Einflüsse, welche das Team stören, zu beseitigen.

Damit Spitzenleistungen erzielt werden können, muss rasche, transparente Kommunikation über mehrere Hierarchieebenen sichergestellt werden.

Christina Halvax

Was fasziniert dich an dem Thema am meisten?

Ich finde es spannend, dass bei neuen Arbeitsmethoden immer das Einlassen auf Neues und das Ausbrechen aus dem Altbekannten im Vordergrund steht – dazu gehört vor allem sehr viel Mut. Man kann ganze Teams motivieren und völlig unerwartete Spitzenleistungen und Veränderungen bei den Teammitgliedern beobachten. Die Dynamik, die Flexibilität und die Schnelligkeit öffnen viele neue Möglichkeiten.

Wo werden bei Bosch in Österreich agile Arbeitsmethoden eingesetzt?

Agiles Arbeiten beschäftigt uns bei Bosch bereits seit fast zehn Jahren. Die Software-Entwicklung bei Bosch - zum Beispiel in der Antriebssteuergerätentwicklung - muss sich immer schneller auf rapide wechselnde und herausfordernde Kundenanforderungen einstellen.

Damit Spitzenleistungen erzielt werden können, muss rasche, transparente Kommunikation über mehrere Hierarchieebenen sichergestellt werden. Dabei helfen agile Arbeitsmethoden wie Scrum & Co. Mittlerweile stellen sich immer mehr interne Abteilungen auf agile Arbeitsweisen um.

Was hat dein Job mit dem Thema zu tun?

Als Partner im Bosch Training Center Österreich bin ich für die strategische Organisation des Weiterbildungsangebots der Robert Bosch AG verantwortlich. Ich beschäftige ich mich laufend mit den State-of-the-Art-Arbeitsmethoden - dazu zählen unter anderem agile Arbeitsmethoden. Ich entwickle Schulungsprogramme, moderiere und leite Trainings und begleite verschiedene agile Projekte. Dabei ist es enorm wichtig, das Trainingsangebot an die organisatorischen Anforderungen anzupassen.

In meiner Funktion als Scrum Master begleite ich außerdem ein sehr diverses und internationales Entwicklungs-Team. Die Situation hat sich durch die verstärkte Arbeit im Home Office natürlich auch auf unsere Zusammenarbeit ausgewirkt. Diesen Herausforderungen muss ich mich gemeinsam mit dem Team stellen und bisher meistern wir das Ganze gemeinsam sehr gut.

Welches Buzzword kannst du nicht mehr hören?

Wenn man Transformation als Buzzword verwendet, denn Transformation ist mittlerweile gelebte Realität. Wir befinden uns ständig im Wandel und in einer kontinuierlichen Weiterentwicklung, beziehungsweise einem Lernmodus. Für mich persönlich wird das immer Teil des Jobs sein.

Erzähl uns eine Anekdote aus deiner Bosch-Zeit.

Apropos Lernmodus, dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein. Ich durfte für Bosch mit einigen anderen Kolleg*innen auf einer Karrieremesse in Wels teilnehmen. Das Equipment dafür war in meinem Auto – unglücklicherweise habe ich mich verfahren und war am falschen Messegelände. Ich habe mich zuerst gewundert, warum keiner außer mir da war, bis ich meinen Fehler realisiert habe. Long story short: ich bin erst 30 Minuten später mit dem ganzen Messe-Equipment eingetroffen. Die Messe war trotzdem ein voller Erfolg und ihr könnt mir glauben, dieser Fehler ist mir nie wieder passiert und ich konnte andere Kolleg*innen auch davor bewahren.

Wer ist als Nächstes dran und mit welchem Thema?

Philipp Jahn, Product Owner bei Bosch, wird euch im nächsten Beitrag erklären, wie sein Team mit Hilfe von User Experience (UX) und Design Thinking Kundenwünsche optimal umsetzen kann.

Über Christina

Christina hat 2011 nach dem Abschluss einer AHS bei Bosch als Lehrling gestartet, wo sie Einblicke in verschiedene Unternehmensbereiche gewinnen konnte. Nach der Lehre folgte das FH-Studium „Projektmanagement und IT“. Währenddessen war sie weiterhin bei Bosch tätig, 4 Monate davon in Thailand. Im Anschluss hat sie ihren Master in „Technischem Management“ berufsbegleitend absolviert und ist jetzt in einer Split Position als Scrum Master in einer Entwicklungsabteilung und als Partner für das Bosch Training Center tätig.

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