Durch ein berufsbegleitendes Kurzstudium zum Data Scientist

Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung, aber auch künstliche Intelligenz bedeuten Transformation und Veränderung – auch auf dem Arbeitsmarkt. Spezialist*innen in den Bereichen Softwareentwicklung und IT gehören zu den gefragtesten Leuten. Um einem Mangel vorzubeugen, bildet Bosch gezielt seine eigenen Fachkräfte aus. So haben zum Beispiel Absolvent*innen eines Ingenieurs- oder naturwissenschaftlichen Studiums die Möglichkeit, ihre Kompetenzen in einem intensiven Qualifikationsprogramm zu erweitern, um als Data Scientist zu arbeiten. Martin Neuleitner, Prozessentwickler im Bosch-Werk in Hallein, befindet sich seit Anfang März 2021 im Bosch-Weiterbildungsprogramm zum Data Scientist.
Mit Bosch-Beschäftigten aus aller Welt
Bis einschließlich Oktober 2021 ist er bei voller Bezahlung zu 50% im Bosch-Werk als Prozessentwickler tätig. In der zweiten Hälfte seiner Arbeitszeit widmet sich der 35-jährige gebürtige Oberösterreicher dem Kurzstudium. Gemeinsam mit weiteren 14 Bosch-Beschäftigten aus aller Welt – aus unterschiedlichen Ländern in Nord-, Südamerika und Europa – hat er den ersten Block des Programms, die sogenannte „Basic“-Phase erfolgreich abgeschlossen und damit Grundkenntnisse zu den Themen Programmieren, Datenbanksysteme und Softwareentwicklung via Online-Trainings erworben. „Das Lernen über die Online-Plattformen empfand ich als sehr angenehm. Man kann sich die Zeit relativ frei einteilen und flexibel entscheiden, wann man welche Kursinhalte absolviert und wann man die Prüfungen ablegt“, erklärt der Maschinenbauer, der nach Abschluss der HTL Salzburg bei Bosch in Hallein anheuerte und 2018 das Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau-Studium an der TU Graz erfolgreich abschloss.
Aktuell befinden sich Martin Neuleitner und seine Kommilitonen in der Ausbildungsphase „Advanced“, in der Lerninhalte wie vertiefende Statistik oder Machine Learning über den Graduate Campus der Hochschule Aalen vermittelt werden, und zwar in Form von live Online-Vorlesungen über Zoom. „Die Kurse sind wirklich sehr gut gemacht, vor allem die Online-Vorlesungen“, betont der leidenschaftliche Motorradfahrer. „Als TU-Student war ich Vorlesungen mit bis zu 400 Kommilitonen gewohnt. Jetzt sind wir 15 Studierende. Das ist eine andere Erfahrung. Zudem bekommen wir viel Unterstützung von den Professoren der Hochschule Aalen.“
Der Bewerbungsprozess
Im letzten, drei Monate umfassenden Ausbildungsblock zum Data Scientist widmet man sich – in enger Abstimmung mit der Hochschule Aalen und Bosch-internen Institutionen wie der DMWG (Data Mining Working Group) oder dem BCAI (Bosch Center for Artificial Intelligence) – einem konkreten Projekt mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz und Machine bzw. Deep Learning. Dabei handelt es sich um jenes Projekt, das man im Rahmen der Bewerbung zur Bosch-Ausbildung zum Data Scientist eingereicht hatte. Dazu muss man wissen: Die Bewerbung erfolgt in mehreren Stufen. Als erstes reicht man Unterlagen ein, aus denen etwaige Vorkenntnisse und die Beweggründe für die Ausbildung angeführt werden inklusive eines Big Data Projektes, das man im und für das Werk, in dem man tätig ist, umsetzen möchte. Expert*innen aus dem BCAI im deutschen Renningen bewerten im nächsten Schritt das Projekt und geben im Idealfall ihr OK. Erst dann kommt es zu einem persönlichen Gespräch des Bewerbers mit Human Resources Verantwortlichen.
Bei Martin Neuleitner verlief der Bewerbungsprozess sehr schnell, da die offene Stelle des Data Scientists im Halleiner Bosch-Werk kurzfristig frei wurde und die Ausbildungsblöcke schon Monate im Voraus feststehen. „Die Bewerbungsunterlagen inklusive Projektbeschreibung musste ich innerhalb von zwei, drei Tagen aufbereiten“, erläutert der Vater eines zweijährigen Sohnes. „Es hat alles wunderbar geklappt. Und die Ausbildung macht viel Spaß. Wir sind alle jung und sehr motiviert“, so Martin Neuleitner, der verrät, dass bis auf eine Kollegin aus Tschechien nur männliche Teilnehmer in seinem Ausbildungsblock sind.
Im Einsatz als Data Scientist

Nach der Ausbildung wird der begeisterte Hobbybastler zu 100% als Data Scientist bei Bosch in Hallein tätig sein. Dann wird er sich dem Aufbau der Infrastruktur zur Datenerhebung und der weiteren Datenverarbeitung widmen: „Wir sprechen von Big Data, also Unmengen an Informationen, die während technischer Prozesse gesammelt werden und der Datenverarbeitung, beispielsweise mittels neuronaler Netze (oft als künstliche Intelligenz bezeichnet), um Verbesserungen in Fertigungsprozessen zu erzielen.“ Als Beispiele für Projektideen nennt er Qualitätsprüfungen, die automatisiert sowie mithilfe künstlicher Intelligenz erfolgen sollen, um die Qualitätschecks schneller, besser und ohne Ausfallzeiten durchzuführen, die Überwachung von Prozessdaten, um reagieren zu können bevor ein Problem überhaupt erst eintritt, oder auch eine optimierte Bearbeitung oder Prüfung von Bauteilen, um die Qualität zu verbessern und die Ausbringung zu erhöhen.