Wiener Software-Kompetenz treibt Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich voran
Der elektrische Antrieb nimmt auch bei Nutzfahrzeugen Fahrt auf. Ein Paradebeispiel dafür ist der IVECO S-eWay Rigid, ein batterieelektrischer Klein-Lkw, der seit Juni 2025 am Markt erhältlich ist, und vor allem im urbanen Umfeld zum Einsatz kommen soll. Ein Schlüsselbaustein dieses innovativen Fahrzeugs stammt direkt aus Wien: Das Team um Ewald Riegler am Bosch Engineering Center Vienna (BECV) hat die Software für den Inverter entwickelt – die zentrale Komponente, die Gleichstrom aus der Batterie in den für den Elektromotor benötigten Wechselstrom umwandelt. Zwei solcher Bosch-Inverter sind in jedem dieser Lkw verbaut.
Der IVECO S-eWay Rigid ist das erste elektrifizierte Modell von IVECO in dieser Fahrzeugklasse und bietet eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer. Der neue E-Lkw ist mit verschiedenen elektrischen Komponenten von Bosch ausgerüstet - wie zum Beispiel der DC/DC-Wandler, die Vehicle Motion Unit oder das Secure Gateway. Vom Bosch Engineering Center Vienna kommt die Software für den Inverter. Besonders am Projekt war unter anderem die sehr kurze Projektlaufzeit von nur eineinhalb Jahren bis zum Serienstart. „Zum Vergleich: alleine die Musterphase bei solchen Projekten beträgt üblicherweise meist mehr als zwei Jahre“, so Ewald. Profitieren konnten die Wiener Kolleg*innen von ihrer Erfahrung aus einem früheren Projekt mit einem anderen Kunden. Die Erfolge in diesen Projekten belegen eindrucksvoll die hohe Kompetenz, das Know-how und die Bedeutung des Standorts Wien im Bereich der Leistungselektronik für Nutzfahrzeuge.
Eine weitere Herausforderung im IVECO-Projekt waren erhöhte Sicherheitsanforderungen im Bereich der Fahrzeug-Diagnose, etwa wenn sich ein Mechaniker in der Werkstatt mit der Software im Fahrzeug verbinden möchte. Gerade in diesem Bereich haben die Wiener Kolleg*innen verstärkt mit den Team-Mitgliedern in Indien zusammengearbeitet.
Teamwork auf Augenhöhe treibt Innovationen voran
Eine Erfolgskomponente war laut Ewald der Pragmatismus in der Zusammenarbeit: „Die Kolleg*innen aus dem Projekt und die Kolleg*innen aus der Funktionsentwicklung in Deutschland und in Indien haben eine pragmatische Lösung zur engen Zusammenarbeit auf Augenhöhe gefunden – wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und so das Projekt erfolgreich in der kurzen Laufzeit abgewickelt. Wir haben ein sehr motiviertes und lernwilliges internationales Team und wir haben gemeinsam in jeder Situation die passende Lösung gefunden.“ Vor allem persönlich konnte Ewald im Projekt vieles mitnehmen: „Ich habe in diesem Projekt gelernt, noch besser Aufgaben zu delegieren und gleichzeitig den Überblick zu behalten", resümiert Ewald.
Teamwork auf Augenhöhe gibt es auch zwischen Bosch und Iveco. Bosch ist ein bedeutender Partner von Iveco – nicht nur in der Inverter-Entwicklung, auch in zahlreichen anderen Bereichen liefert Bosch innovative Lösungen für Iveco. Kürzlich wurde Bosch mit dem Supplier Award von Iveco in der Kategorie 'Customer Experience' ausgezeichnet. Diese Auszeichnung unterstreicht die gute Zusammenarbeit mit Iveco weit über die Funktion als Zulieferer hinaus. Zu diesem Erfolg haben auch die Wiener Kolleg*innen maßgeblich beigetragen.
Wachstumschancen im E-Nutzfahrzeugmarkt
Die Basis-Entwicklung für die Software von Invertern in Nutzfahrzeugen ist abgeschlossen. Nun gilt es, diese laufend zu optimieren, neue Kunden zu gewinnen und das Produkt an deren Bedürfnisse anzupassen. „Wir haben aktuell einige Akquisen am Laufen und ich bin zuversichtlich, dass wir am Nutzfahrzeugmarkt großes Potenzial haben, wenngleich die wirtschaftliche Situation natürlich deutlich spürbar ist. Budgets sind knapp und viele Hersteller konzentrieren sich derzeit auf die Evaluierung ihrer ersten Elektro-Lkw-Flotten, um Erkenntnisse für zukünftige Investitionen und Optimierungen zu gewinnen.“
Dennoch: Der elektrische Antrieb kommt in der Branche immer besser an. Bosch geht davon aus, dass der Markt für vollelektrische Nutzfahrzeuge mit mehr als sechs Tonnen jährlich um 24 Prozent zulegt. Bereits 2030 werden nach internen Prognosen weltweit etwa 20 Prozent aller neu zugelassenen Nutzfahrzeuge in diesem Segment über einen batterieelektrischen Antrieb verfügen. Im Jahr 2035 wird demnach mehr als jeder dritte Lkw mit einer Batterie an Bord bewegt. Das Bosch Engineering Center Vienna ist bestens positioniert, um diese Entwicklung aktiv mitzugestalten und seine Expertise weiter auszubauen.