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Bosch in Österreich
Unternehmensgeschichte

Neue Geschäftsfelder 1960 - 1989

Die neue Bosch-Zentralverwaltung auf der Schillerhöhe nahe Stuttgart ersetzte die Gebäude der alten Hauptverwaltung.

Die 1960er bis 1980er Jahre waren bei Bosch vor allem von Transformation geprägt: Zum diversifizierten Konzern mit selbstständigen Geschäftsbereichen, zum global agierenden Unternehmen und zum Marktführer in der Automobilelektronik.

Zeichnung eines Strukturbaums, der verschiedene Geschäftsbereiche von Bosch darstellt.

Neue Struktur – Geschäftsbereiche entstehen

Zwischen 1950 und 1960 wuchs die Zahl der Mitarbeiter bei Bosch von 15 000 auf 70 000. Der Zentralismus eines Mittelstandsunternehmens reichte nicht mehr aus, und Schritt für Schritt bekamen die Geschäftsfelder in den 1960er Jahren mehr Selbstständigkeit, zuerst die Elektrowerkzeugsparte. In dieser Zeit der Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung übernahm Bosch aus anderen Branchen, und Tausende Beschäftigte wurden auf die Fertigung von Autoelektrik umgeschult.

Bei Bosch in Leinfelden werden Bohrhämmer für den schweren Baustelleneinsatz montiert. (1956)
Bei Bosch in Leinfelden werden Bohrhämmer für den schweren Baustelleneinsatz montiert. (1956)
Das Titelbild der Broschüre zeigt, dass damals das Waschen noch allein Sache der Frau im Haus war – Kinder durften zugucken. (1963)
Das Titelbild der Broschüre zeigt, dass damals das Waschen noch allein Sache der Frau im Haus war – Kinder durften zugucken. (1963)
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Von Hydraulik zu Verpackung

Auch wenn die Autoindustrie im damals für Bosch wichtigsten Markt Westeuropa boomte, blieb fortwährende Diversifizierung in andere Bereiche wichtig. Nach der Mobilhydraulik, der Medizinelektronik und der Funktechnik in den 1950er Jahren beteiligte sich Bosch 1963 an einem Verpackungsmaschinenunternehmen und baute diese Aktivitäten mit Zukäufen zum Geschäftsbereich Packaging Technology aus.

Die Tochterfirma Höfliger & Karg, die zum Geschäftsbereich Verpackungsmaschinen zählte, entwickelte diese Maschine, die 1 400 Kaffeesahne-Portionsdosen pro Minute herstellen konnte. (1982)
Die Tochterfirma Höfliger & Karg, die zum Geschäftsbereich Verpackungsmaschinen zählte, entwickelte diese Maschine, die 1 400 Kaffeesahne-Portionsdosen pro Minute herstellen konnte. (1982)
Produktion von Reglern für Automobil-Generatoren im Werk Reutlingen. (1964) Reutlingen war Standort der Emil Gminder AG, eines 1964 übernommene Textilherstellers.
Produktion von Reglern für Automobil-Generatoren im Werk Reutlingen. (1964) Reutlingen war Standort der Emil Gminder AG, eines 1964 übernommene Textilherstellers.
Fertigung von Zündspulen in Blaichach (1964). Nach dem Niedergang der regionalen Textilindustrie verschaffte Bosch der bisherigen Belegschaft eine berufliche Perspektive.
Fertigung von Zündspulen in Blaichach (1964). Nach dem Niedergang der regionalen Textilindustrie verschaffte Bosch der bisherigen Belegschaft eine berufliche Perspektive.
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Das Vermächtnis des Gründers – die Robert-Bosch-Stiftung

Das 1911 fertig gestellte Haus der Familie Bosch auf einer Höhenlage im östlichen Stuttgart ist heute Sitz der 1964 gegründeten Robert-Bosch-Stiftung.
Das 1911 fertig gestellte Haus der Familie Bosch auf einer Höhenlage im östlichen Stuttgart ist heute Sitz der 1964 gegründeten Robert-Bosch-Stiftung.
Die neue Bosch-Zentralverwaltung auf der Schillerhöhe nahe Stuttgart ersetzte ab 1970 die zu klein gewordenen Gebäude der alten Hauptverwaltung in der Mitte Stuttgarts.
Die neue Bosch-Zentralverwaltung auf der Schillerhöhe nahe Stuttgart ersetzte ab 1970 die zu klein gewordenen Gebäude der alten Hauptverwaltung in der Mitte Stuttgarts.
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Zeichnung einer Molekülstruktur, symbolisch für Forschung und Entwicklung bei Bosch.

Forschen, entwickeln, akquirieren – mit Innovationen wachsen

Mit dem Einzug in ein neues Forschungszentrum bündelte Bosch ab 1968 die Kräfte bei Forschung und Entwicklung. Nur mit vereinten Kräften ließen sich jene Ideen finden, die Bosch später dann als innovative Produkte einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafften. Parallel übernahmen unternehmenseigene Forschungsinstitute ab Mitte der 1960er Jahre spezielle Projekte, wie etwa Integrierte Schaltungen.

Erprobung von Komponenten in der Kältekammer gehört zur Forschung und Entwicklung, um sicherzugehen, dass Bosch-Technik in strengsten Wintern funktioniert. (1959)
Erprobung von Komponenten in der Kältekammer gehört zur Forschung und Entwicklung, um sicherzugehen, dass Bosch-Technik in strengsten Wintern funktioniert. (1959)
Halbleiterbauteile, wie diese Platine eines elektronischen Steuergeräts, wandelten sich ab Mitte der 1960er Jahre bei Bosch vom Nischenprodukt zum Millionenseller. (um 1965)
Halbleiterbauteile, wie diese Platine eines elektronischen Steuergeräts, wandelten sich ab Mitte der 1960er Jahre bei Bosch vom Nischenprodukt zum Millionenseller. (um 1965)
Halbleiterbauteile, wie diese Platine eines elektronischen Steuergeräts, wandelten sich ab Mitte der 1960er Jahre bei Bosch vom Nischenprodukt zum Millionenseller. (um 1965)
Halbleiterbauteile, wie diese Platine eines elektronischen Steuergeräts, wandelten sich ab Mitte der 1960er Jahre bei Bosch vom Nischenprodukt zum Millionenseller. (um 1965)
Die Großrechenanlage IBM 370/Model 15 in Schwieberdingen hatte 100 Kilobyte Speicherkapazität und eine Wasserkühlung mit 150 Litern Kühlflüssigkeit. (1970)
Die Großrechenanlage IBM 370/Model 15 in Schwieberdingen hatte 100 Kilobyte Speicherkapazität und eine Wasserkühlung mit 150 Litern Kühlflüssigkeit. (1970)
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Die Jetronic

Platine eines Jetronic-Steuergerätes für die Benzineinspritzung im Elektroniklabor des Technischen Zentrums Schwieberdingen bei Stuttgart (1970)

Die Elektronik übernimmt

1959 startete Bosch die Entwicklung eines elektronisch gesteuerten Benzineinspritzsystems. Die Jetronic war 1967 das erste in Großserie gefertigte System seiner Art weltweit. Zum ersten Mal eingesetzt wurde sie in der US-Ausführung des Volkswagens 1600 LE und TLE. Aufgrund der Jetronic konnte der VW 1600 die im US-Bundesstaat Kalifornien eingeführten, vergleichsweise hohen Umweltauflagen erfüllen.

Foto: Platine eines Jetronic-Steuergerätes für die Benzineinspritzung im Elektroniklabor des Technischen Zentrums Schwieberdingen bei Stuttgart (1970)

Halbleiter und Computer im Auto – Elektronik bei Bosch

Die Hartnäckigkeit der Forscher und Manager, die Elektronik zu einem Standbein des Unternehmens zu machten, zahlte sich ab den 1970er aus: das anfängliche Neuland hat den Erfolg des gesamten Unternehmens bis heute geprägt. Beispiele der Erfolgsgeschichte sind das 1978 vorgestellte Antiblockiersystem ABS, das Bosch durch die Kompetenz in digitaler Elektronik zu einem technischen Standard im Automobilbau machte.

Wie gut ein Antiblockiersystem funktioniert, testeten Bosch-ABS-Entwicklerteams auf einem zugefrorenen See in Nordschweden (1975).
Wie gut ein Antiblockiersystem funktioniert, testeten Bosch-ABS-Entwicklerteams auf einem zugefrorenen See in Nordschweden (1975).
Querschnitt durch den Brennraum eines Benzinmotors mit elektronischer Motorsteuerung Motronic. Das neue System kombinierte elektronische Zündung und Einspritzung und ermöglichte dadurch einen optimalen Motorlauf.
Querschnitt durch den Brennraum eines Benzinmotors mit elektronischer Motorsteuerung Motronic. Das neue System kombinierte elektronische Zündung und Einspritzung und ermöglichte dadurch einen optimalen Motorlauf.
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Global gedacht – der Aufbruch in den USA und in Asien

In den USA, der weltgrößten Wirtschaft, erhielt Bosch erst 1983 die vollen Nutzungsrechte an der eigenen Marke zurück; jetzt war der Weg frei, zurück zu den früheren Verkaufserfolgen. In Asien baute Bosch die Präsenz individuell aus: zum einen die günstigere Fertigung hochwertiger Güter wie Foto- und Videotechnik in Ländern wie Malaysia. Zum anderen mit Gemeinschaftsunternehmen in Schlüsselmärkten wie Japan: Elektronische Benzineinspritzung fertigte Bosch hier ab 1973, das Antiblockiersystem ABS ab 1984.

Mitarbeiterunterweisung am Bosch-Standort Nasik/Indien (1973). Hier stellt Bosch seit den frühen 1970er Jahren Dieseleinspritztechnik her.
Mitarbeiterunterweisung am Bosch-Standort Nasik/Indien (1973). Hier stellt Bosch seit den frühen 1970er Jahren Dieseleinspritztechnik her.

Die Lambdasonde

Funktionstest von Lambda-Sonden-Prototypen im Technischen Zentrum Schwieberdingen (1975)

Feine Schnüffler

Seit 1969 entwickelten Bosch-Experten einen Sensor für die Abgasmessung, der sich nach zähem Start innerhalb eines guten Jahrzehntes durchsetzte. Ohne die Lambdasonde, ab 1976 gefertigt, ist heute kein umweltgerechter Verbrennungsmotor mehr denkbar. Mit ihr schaffte Bosch die Voraussetzung für die Abgasreinigung mit Dreiwege-Katalysatoren. Die Lambda-Sonde misst den Sauerstoffgehalt im Abgas vor dem Katalysator. Auf Basis des Wertes, der sich je nach Fahrsituation permanent stark ändert, passt die elektronische Steuerung der Einspritzung die Zusammensetzung des Benzin-Luftgemischs derart an, dass eine vollständige Verbrennung stattfindet und der Katalysator die Abgase optimal reinigt. Die Emission schädlicher Abgase kann damit um bis zu 90 Prozent gesenkt werden.

Foto: Funktionstest von Lambda-Sonden-Prototypen im Technischen Zentrum Schwieberdingen (1975)

Ein neuer Schwerpunkt – die Telekommunikation

Anfang der 1980er Jahre stieg Bosch in die Telekommunikationsbranche ein, baute nun auch Technik für Weltraumsatelliten, Mobiltelefone und realisierte öffentliche und private Telekommunikationsnetze. Nach zwei erfolgreichen Jahrzehnten mit bis zu 25 Prozent Umsatzanteil führte die ungünstige Entwicklung der Branche zum Ausstieg aus mehreren Segmenten. Bestehen blieb der bis heute erfolgreiche Geschäftsbereich Sicherheitstechnik.

Autotelefon Bosch OF4 (1983). Seit 1954 hatte Bosch eine Funktechniksparte, in der die ersten Autotelefone entwickelt wurden. In den 1980er Jahren waren diese so teuer wie ein Kleinwagen.
Autotelefon Bosch OF4 (1983). Seit 1954 hatte Bosch eine Funktechniksparte, in der die ersten Autotelefone entwickelt wurden. In den 1980er Jahren waren diese so teuer wie ein Kleinwagen.
Notrufzentrale Bosch Telecom (1991). Mit der Übernahme der Telenorma AG und der ANT GmbH wurde Bosch Anfang der 1980er Jahre zu einem führenden Anbieter in der Telekommunikation.
Notrufzentrale Bosch Telecom (1991). Mit der Übernahme der Telenorma AG und der ANT GmbH wurde Bosch Anfang der 1980er Jahre zu einem führenden Anbieter in der Telekommunikation.
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