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Bosch in Österreich
#TalkNerdyToMe

Georg Kühberger über E/E-Architektur

Mann im dunkelroten Hemd zeigt und sieht nach oben

Mit der Serie #TalkNerdyToMe stellen wir Fachleute aus verschiedenen Bereichen vor und geben einen Einblick in ihre Arbeit. Diesmal sprechen wir mit Georg Kühberger, Experte für E/E-Architektur bei Bosch.

Hallo, Georg! Kannst du uns etwas über E/E-Architektur erzählen?

E/E-Architektur steht für elektrische/elektronische Architektur, in der sich der Aufbau der Fahrzeugelektrik- und -Elektronik zeigt. Dadurch, dass sich die elektrisch gesteuerten Funktionen und deren Komplexität erhöht, erhöht sich auch der Bedarf nach entsprechenden E/E-Modulen.

In der E/E-Architektur hinterfrage ich, welche Steuergeräte es in einem Auto gibt und welche Aufgaben diese Steuergeräte erfüllen. Hier gilt es die Balance zu finden, zwischen dem elektrischen und elektronischen Aufwand und dem Platz, der uns zur Verfügung steht. Ich muss dabei auch Rahmenbedingungen wie Standardisierung, Schnittstellen, etc. beachten. Die Komplexität hat sich in den letzten Jahren noch weiter erhöht. Ein typisches Auto hat zwischen 80 bis 100 Steuergeräte, bei einem Tesla werden dieselben Aufgaben mit nur 20 Steuergeräten erfüllt.

„Wieso geht das?“ Das ist die Fragestellung, mit der ich 2018 zum ersten Mal konfrontiert worden bin. Einer unserer Kunden, ein Automobilhersteller, kam auf uns bei Bosch zu und fragte, ob wir so etwas umsetzen könnten. Zu dem Zeitpunkt konnten wir das noch nicht. Wir haben aber seitdem sehr viel Wissen aufgebaut, womit wir der Frage auf den Grund gehen konnten. Dadurch haben wir verschiedenste Lösungen entwickelt, wie den Vehicle Computer oder Zonen-Steuergeräte.

Warum ist das Thema wichtig für die Zukunft?

Für die Zukunft ist es deshalb wichtig, weil die Komplexität im Fahrzeug gerade exponentiell steigt – man braucht hier nur an das autonome oder assistierte Fahren zu denken. Die steigende Komplexität kann durch die alte Architektur nicht mehr beherrscht werden. Unter anderem könnten die Fahrzeuge nicht mehr komplett getestet werden und somit könnte auch die notwendige Sicherheit des Autos nicht mehr garantiert werden.

Das heißt, man muss sich ständig mit neuen Technologien auseinandersetzen. Waren es früher CAN und Flexray, sprechen wir heute verstärkt über Ethernet und PCI Express – wie aus dem Serverbereich bekannt. Diese Umstellung benötigt man, um die enorm großen Datenmengen verarbeiten zu können, die ein Auto mittlerweile „lernen“ muss – wie in Echtzeit „sehen“ und „hören“.

Was fasziniert dich an dem Thema am meisten?

Am meisten fasziniert mich die Vielfalt, mit der ich konfrontiert bin. Das Thema hat eine riesige Bandbreite, was zu viel Vernetzung führt. Zusätzlich begeistert mich der technische Part. Ich beschäftige mich sehr viel mit dem Potential, das die Technologie birgt. Das ist eine riesige Spanne – von High-Level-Anforderungen über Micro-Controller bis hin zu den einzelnen Asics für die Aktuator Ansteuerung.

Was macht Bosch in dem Bereich?

Einerseits tritt Bosch in diesem Bereich als Consultant für die Automobilhersteller auf. Das bedeutet: Wir machen Studien mit dem Hersteller, um zu erforschen, was in diesem Bereich technisch möglich und finanziell lukrativ ist. Andererseits fertigt Bosch beispielsweise Steuergeräte, welche sich in diesen Verbund einfügen müssen. Das heißt, Bosch liefert einzelne Steuergerätekomponente, die mit dem restlichen Fahrzeug kompatibel sein müssen.

Was hat dein Job mit dem Thema zu tun?

Ich bin dafür verantwortlich, das Thema voranzubringen. Ich beschäftige mich oft mit aktuellen Trends und Herausforderungen und damit, wie man diese lösen kann. In diesem Rahmen begleite ich Kundenprojekte von der Idee bis zur Umsetzung.

Was muss man für deinen Job können?

Das wichtigste ist ein wacher und kritischer Geist sowie strukturiertes Denken. Ein profundes Wissen im Bereich der Regelungstechnik ist zudem nützlich. Ein gewisses Verständnis für Architektur ist vorteilhaft – dieses kann man sich aber auch gut erarbeiten. Man sollte in den eingesetzten Programmiersprachen sattelfest sein. Diese fangen bei Assembler an, gehen über C bis zu C++ und Python. Somit ist ein breites Portfolio der Programmiersprachen von großem Vorteil.

Auch gewisse Softskills sind wichtig: Es braucht viel Offenheit, Empathie und die Fähigkeit, ein gutes Netzwerk aufzubauen. Durch ein gutes Netzwerk können wichtige Themen besser vorangetrieben werden, denn oft ist technische Kompetenz nur die halbe Miete – man muss auch menschlich Überzeugungsarbeit leisten.

Welches Buzzword kannst du nicht mehr hören?

„Agile“ und „Das müssen wir auf einer hohen Flugebene betrachten“. Agil kann ich deswegen nicht mehr hören, weil viele Leute „Agil“ mit dem Veranstalten eines riesigen Chaos verwechseln – in der Hoffnung, dass am Ende das Richtige rauskommt. Genau das ist agil aber nicht.

Bei „Betrachtung auf hoher Flugebene“ oder „Erklären Sie das mal für Nicht-Techniker“ ist das Problem, dass wir über Technik sprechen. Das heißt, man wird einen Sachverhalt nicht erklären können, ohne komplexe technische Themen anzusprechen.

Erzähl uns eine Anekdote aus deiner Bosch-Zeit!

Ich würde gerne über unseren Zonendemonstrator erzählen. Als wir damit begonnen haben, haben wir sehr viel mit Excel und PowerPoint gearbeitet. Jedoch hat das nicht gereicht, um den Mehrwert der Entwicklung zu vermitteln und wir wollten einen Demonstrator bauen. Aus dem Entschluss heraus entstand ein Mockup, ein Messeaufbau, mit welchem wir schlussendlich auch im vergangenen Jahr auf der IAA (Internationale Automobil-Ausstellung) einen Preis gewonnen haben.

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